Auf den Spuren der Schauspielerei.

Ein Spaziergang durch die Josefstadt

 

Seit jeher scheint es, als biete die Josefstadt eine optimale Atmosphäre für künstlerische Entfaltung.

 

Ihre kleinen Gassen waren und sind Inspiration, Spielstätte und Wohnort von so manchen berühmten Persönlichkeiten – von Heimito von Doderer bis zu Adele Neuhauser. Begleiten Sie uns auf einen Spaziergang und folgen Sie den Spuren der Schauspielerei durch den 8. Wiener Gemeindebezirk.

 

1., Wir starten von der U2-Station Rathaus Richtung Westen in die kleine, unscheinbare Tulpengasse. Bei der ersten Möglichkeit biegen Sie links ab – und sind nun in der Lenaugasse. Die gesamte Gasse steht unter Ensembleschutz, und bereits bei einem kurzen Blick merkt man warum. Gleich rechts, bei der Nr. 19, entdecken Sie den heutigen Oskar-Werner-Hof, 1994 so benannt nach dem Schauspieler Oskar Werner, der nach seinem Debüt 1941 am Burgtheater auch in der Josefstadt, am Raimundtheater sowie am Volkstheater engagiert war und als Filmschauspieler international bekannt wurde. Doch bereits zuvor erzählte dieses Gebäude Geschichte: Im 1847 erbauten Straßentrakt befand sich seinerzeit die damals sehr berühmte Wallishausersche Buchdruckerei, in der auch Franz Grillparzer einige seiner Werke drucken ließ.

 

2., Nur ein kleines Stück weiter die Straße entlang finden Sie eine weitere Gedenktafel, die an einen ehemaligen Bewohner der Lenaugasse 19 erinnert. Anton Wildgans war Lyriker und Dramatiker sowie zweimal Direktor des Wiener Burgtheaters und verbrachte hier Teile seiner Jugend. Wenn Sie die kleine Gasse ca. 200 Meter weiter schlendern, sehen Sie rechts das erste Theaterhaus unseres Spaziergangs, das Kabarett Niedermair. Zahlreiche Kabarett-Größen wie Josef Hader oder Thomas Stipsits absolvierten hier ihre ersten Auftritte. Heute zeigt das Haus ein abwechslungsreiches Programm aus Newcomern und bekannten Künstlern sowie regelmäßig wechselnde Produktionen für Kinder.

 

3., Wenige Meter weiter befindet sich das Gasthaus Blauensteiner, das immer noch den Beinamen „Zur Stadt Paris“ trägt. Dem Schriftsteller Heimito von Doderer, der hier Stammgast war, ist im Lokal ein eigenes Stüberl gewidmet, an der Hauswand finden Sie außerdem eine Gedenktafel mit einem Auszug aus Doderers „Ein anderer Kratki-Baschik“, in dem er das Lokal erwähnt.

 

4., Überqueren Sie hier die Josefstädter Straße und biegen Sie kurz darauf rechts in die Josefsgasse ein, um unserem Spaziergang zu folgen. Wenige Meter bergauf sehen Sie bei Nr. 12 eine wahre Institution der Theatergeschichte: Das 1963 gegründete Vienna’s English Theatre ist das älteste englischsprachige Theater außerhalb Großbritanniens und zeigt bevorzugt Klassiker, Krimis sowie vereinfachte Fassungen für Schulklassen.

 

5., Von der Josefsgasse biegen Sie gleich wieder rechts in die Lange Gasse und gehen bis zur Nr. 29. An dieser Stelle befindet sich Ödön von Horváths Balkon des Zauberkönigs aus seinen „Geschichten aus dem Wienerwald“. Der Schriftsteller legte die Handlung in eine „stille Straße“ im 8. Bezirk. Diese stille Straße, in der sich laut Geschichte eine Puppenklinik, eine Tabak-Trafik und eine Fleischhauerei befinden, ist die Lange Gasse.

 

6., Der Lange Gasse Richtung Norden folgend biegen wir links in die Josefstädter Straße und stehen nach ca. 50 Metern vor dem Theater in der Josefstadt, einem Haus mit viel Geschichte. Mit der Gründung 1788 ist die umgangssprachliche „Josefstadt“ heute das älteste noch bespielte Theater Wiens. Nachdem es 1822 aufgrund von Platzmangel komplett neu errichtet wurde, komponierte Ludwig van Beethoven die Musik zur feierlichen Eröffnung – und dirigierte diese sogar selbst. Zahlreiche namhafte Schauspieler debütierten hier; darunter Johann Nestroy und Ferdinand Raimund. Außerdem spannend: Durch die heute noch enge Bühnenkonstruktion hat das Theater einen ganz besonderen Spielstil hervorgebracht. Der „Josefstädter Stil“ zeichnet sich durch seine besondere Ausdrucksstärke und Nähe zum Publikum aus – absolute Empfehlung!

 

7., Biegen Sie am Theater entlang rechts in die Piaristengasse und folgen Sie dieser, vorbei am Bühneneingang, bis zur Florianigasse. Hier biegen Sie rechts ein und gehen bis zur Ecke Schlösselgasse. Am Eckhaus finden Sie auf der Seite der Schlösselgasse eine Gedenktafel zu Ehren Emanuel Schikaneders, der in diesem Haus verstarb. Schikaneder gilt als Wegbereiter des deutschsprachigen Theaters und der deutschsprachigen Oper und schrieb unter anderem den Text für Mozarts „Zauberflöte“. Wenn Sie der Schlösselgasse anschließend Richtung Süden folgen und gleich wieder links in die Tulpengasse einbiegen, sind Sie wieder am Ausgangspunkt unseres Spaziergangs angekommen.

 

Noch mehr Theater:

Klettenheimers KleinKunstCafé
Im gemütlichen Café-Theater verschmelzen Genres genauso wie Bar, Publikum und Performance. Programm und Reservierung: klettenheimers.com

Pygmalion Theater
Beim stets minimalistischen Bühnenbild liegt der Fokus auf der Essenz des Theaters: Der Schauspielerei. Infos und Tickets: pygmaliontheater.at

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Beruf und Berufung in der Josefstadt: Menschen mit Pioniergeist und Vision erzählen über ihre Motivation, ihre Leidenschaft für die Josefstadt und ihre Überzeugung für Einzelhandel und Serviceleistungen im Achten.

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